Bei strahlendem Sonnenschein, an einem Samstag vor Ostern, habe ich mich ins Getümmel der Innenstadt gestürzt, um bei einer besonderen Stadtführung teilzunehmen. Es war voll, es war laut.
Titel: Einkaufen mit der “Perle” Bertha um 1900.
Um 1900 hatte Bonn rund 90.000 Einwohner, die meisten waren sehr reich. Bonn war zu der Zeit drittreichste Stadt im deutschen Reich. Es gab damals viele Rentiers in Bonn. (Nicht zu verwechseln mit den Tieren)
Als erstes bekamen wir von der Stadtführerin einen Einkaufszettel:
Dann ging es los mit der Führung. Gestartet wurde die Führung am Alten Rathaus. Die Tour führte über den Markt zur Bonngasse, weiter über die Friedrichstraße zum Friedrichsplatz (Heute: Friedensplatz), dann durch die Sternstraße zur Remigiusstraße. Und von dort zum Münsterplatz bis zum Geschäft “Van Dorp”.
Auf dem Markt, dort wo er auch heute noch ist, wurden früher nur Produkte aus der näheren Region verkauft, wie Erdbeeren, Suppenhuhn, Gemüse etc. Verkäufer waren die Bauern der Umgebung. Sowas wie Südfrüchte konnte man dort nicht kaufen. Diese bekam man nur in Kolonialwarenläden, die auch Zucker, Kaffee, Reis etc. verkauften.
Unsere Stadtführerin wurde auf dem Weg durch die Stadt immer wieder unterbrochen. Die Unterbrechung wurde durch das Dienstmädchen “Perle” Bertha verursacht. Ein Zeitzeugin!
Begeistert spricht “Perle” Bertha von den neuen Produkten, die es um 1900 zu kaufen gab. Zum Bespiel bekam man bei den Schwipperts Erbsen und Linsen lose zu kaufen. Dazu konnte man noch jede Menge Klatsch und Tratsch über die lieben Mitbürger hören.
Bertha berichte von den damals neuen Produkten, die sie teilweise toll findet, aber manche Produkte sind ihr auch sehr suspekt, wie z.B. Maggi oder Produkte von Dr. Oetker. Das weißes Pulver zum Waschen der Haare namens Shampoo, welches ihre Herrschaft nutzt, findet Bertha jedoch genial, viel besser als die Kernseife, die sie nutzen muss.
Man lernt auf dieser Führung etwas über das damalige Leben, die Architektur und die Produkte.
Manche Geschäfte die es damals gab, gibt es auch heute noch.
Joh. Bachem startete in der Friedrichstraße sein Geschäft mit Fahrrädern. Ging dann über zu Motorrädern bis zum heutigen Autohaus Opel Bachem.
Das Lehrmädchen Schwaeppe war mit dem Schuhverkauf so erfolgreich, das sie später mehrere Häuser besaß und in der Sternstraße das höchste Haus bauen ließ. Auch heute noch existiert das Schuhhaus in der Sternstraße, jedoch nur ein paar Häuser weiter.
Das Schreibwarengeschäft J.K. Carthaus, welches letztes Jahr (2015) leider geschlossen wurde, verkaufte um 1900 auch Klosettpapier. Halt Papierware!

Berthas Problem: Das Hutmachergeschäft hat für diesen Tag geschlossen. Bertha weiß nicht wie sie an den Hut ihrer Herrschaft kommen kann. Ein Tipp von uns, im Hinterhaus zu klingeln, wurde von Erfolg gekrönt. Bertha bekam ihren Hut noch rechtzeitig.
Stadtbummel mal ganz anders!!
Das mit dem Dienstmädchen bei der Stadtführung ist ne tolle Idee.